Landwirtschaft 4.0 als Zukunftssicherung eines Jungunternehmers
Der Wohlfrom-Hof liegt nicht weit von der A7 auf Höhe Ellwangen (Jagst), eingebettet in eine mittelgroße Flächenstruktur. Ackerbau und etwas Grünland bestimmen das Bild auf den Feldern. In einem Radius von annähernd 80 km ist Christian Weik mit der Pflanzenschutzspritze seines Schwiegervaters im Lohn unterwegs. Schon seit mehreren Jahren bieten die beiden im Schwerpunkt Pflanzenschutzservice auf Basis eines technisch hochentwickelten Selbstfahrers an. Die „neue Zeit“ hat sie dazu bewogen, das Angebot zu erweitern. Seit zwei Jahren bieten die beiden nun vermehrt auch "Smart Farming" Dienstleistungen an, was zu der ursprünglich reinen Lohnarbeit immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Christian Weik ist nicht neu in der Landwirtschaft. Der an der Hochschule Hohenheim umfassend ausgebildete Agraringenieur begann vor fünf Jahren als Mitarbeiter eines Agrarhändlers im Außendienst. Vor gut einem Jahr hat er sich, nach eingehender Überlegung, für die Selbstständigkeit als Dienstleister für die Landwirtschaft entschieden.
Auf dem Hof seiner zukünftigen Frau gibt es ca. 120 ha eigene Flächen zu bewirtschaften. Die aktuelle Fruchtfolge beinhaltet Winterraps, Winterweizen und auch Silomais. Dazu werden einige ha Triticale angebaut. Für den bekannten Geflügelfleisch- Anbieter WIESENHOF betreibt der Betrieb Wohlfrom außerdem noch eine Hähnchenmast im formellen Rahmen einer Vertragskooperation. Seit dem Jahr 2018 werden die Hähnchen nach den Vorgaben der "Initiative Tierwohl" erzeugt. „WIESENHOF hat dies zur Bedingung gemacht für eine zukünftig gesicherte Abnahme“ sagt der 26 jährige Jungunternehmer.
Warum er sich gerade das sicher nicht triviale Pflanzenschutzthema als Angebot überlegt hat, begründet der Dienstleister. „Steigende Nachfrage und bessere Auslastung als bei Häcksler oder Mähdrescher übers Jahr verteilt sind für mich sehr wichtig. Mit einer Selbstfahrspritze sind einige wichtige Spezialmaßnahmen, wie beispielsweise die Rapsblütenbehandlung oder eine termingerechte, effiziente Bekämpfung des Maiszünslers trotz großer Pflanzen im Bestand effektiv möglich. Oder auch die späte AHL-Düngung mit Schläuchen im stehenden Bestand.
Das Angebot geht immer mehr hin zum Komplettpaket. Die Kunden schätzen den Vorteil, dass Sie sich selbst nicht permanent in die neuesten Erkenntnisse einarbeiten müssen. Das Thema Restmengen und die Lagerhaltung sind durch diesen Service auch gelöst. Arbeitsspitzen werden so insbesondere bei Milchviehbetrieben stark reduziert. Das erlebt Christian Weik laufend.
Ein wichtiges Werkzeug ist für den Dienstleister mittlerweile professionelle Agrarsoftware. Er arbeitet seit einigen Jahren mit der Software von NEXT Farming. FIONA- oder IBALIS-Daten werden im Vorfeld von Einsätzen in das System importiert. Der darin verfasste Auftrag ermöglicht dann für den Selbstfahrer die einfache und automatisierte Schlagerkennung sowie eine „on Board“ Dokumentation. „Außerdem werden alle Mengen im Voraus planbar. Da die Mittel im Paket auch fast immer mitverkauft werden, habe ich die Lagerhaltung gut im Griff“, meint der Lohnunternehmer.
"Professionelle Software ist für dieses Geschäft unabdingbar."
„Zudem ist eine ausführliche, einfache Rechnungsstellung durch meine Profi- Software gut machbar. Die automatische Dokumentation liefert bereits viele Daten dazu ohne weitere, manuelle Erfassung. "Auf Wunsch kann dem Kunden eine CC-konforme, anerkannte Dokumentation ausgegeben werden“ sagt Christian Weik. Übersichtliche Einsatzprotokolle des Maschineneinsatzes und die jeweilig angefallenen Mittelverbräuche, helfen bei der kaufmännischen Betrachtung.
Bisher beeinflusst die neue Düngeverordnung das Geschäft noch wenig, sagt er. Das wird sich aber nach Meinung des Lohnunternehmers spätestens in der nächsten Saison ändern. Die neuen Überlegungen in Berlin für die nächste Saison werfen Ihre Schatten voraus. „Absehbar werden die Obergrenzen bei der N-Gabe nicht mehr je Betrieb, sondern je Schlag zu managen sein. Außerdem scheint auch der bisher tolerierte Saldo (N-Überschuss) von 50 kg/ha demnächst zu kippen.
Deshalb werden aktuell umsetzbare, teilflächenspezifische Konzepte Aufwind bekommen. Der Landwirt muss gezielter arbeiten, damit er die nötigen Erträge auf den Schlägen langfristig sichert. Und nicht Jahr für Jahr durch immer geringere Ernten auch noch die zukünftigen Obergrenzen der Düngung noch weiter nach unten verschiebt.“ Davon ist Christian Weik überzeugt. Die Voraussetzungen für diese Entwicklungen hat er schon auf dem Hof. Sowohl Technik aber auch das auf Software basierende Farm-Management-System ist bei Ihm verfügbar und umfänglich praxiserprobt. Teilflächenspezifische und randgenaue Düngung ist mit der Selbstfahrspritze möglich.
Mittlerweile bietet der Jungunternehmer auch Unterstützung bei Softwarefragen oder Installationen und Einweisungen an. Zusätzlichen Bedarf an Unterstützung sieht Christian Weik erheblich bei der effizienten Erstellung der zukünftigen DüVO- Dokumentation. „Einige Kunden fragen schon jetzt bei mir an, ob wir das nicht übernehmen können. In jedem Fall werden wir so etwas im Rahmen unserer Komplettangebote beobachten müssen und bedienen, wenn dies für alle Beteiligten Sinn macht. Daten sind in jedem Fall an den wichtigen Stellen automatisiert greifbar – die Instrumente auch. Für den Kunden gäbe es Vorteile mit uns zu arbeiten. Die Erkenntnisse bei den DüVO Berechnungen könnten bei uns gleich in praktische Beratung und abgeleitete Maßnahmen einfließen“
Durch die Novelle der DüVO wird das Teilflächen Management aufleben
Seine Erfahrungen mit Agrarsoftware beschreibt der Unternehmer wie folgt: „Ich arbeite seit 2012 mit Agrarsoftware und nutze diese regelmäßig und konsequent für Anbauplanung, Dokumentation und auch verschiedenste Auswertungen. Zum Beispiel Einsatzstatistiken der Geräte und Maschinen sowie meiner Warenartikel. Damit erledige ich sowohl unsere eigene Betriebsführung als auch geschäftliche Vorgänge. Das Programm bietet dazu viele Optionen verschiedene „Betriebe“ einzurichten. Vorgelagerte Spurplanung und die Düngeplanung sind mittlerweile weitere, wichtige Anwendungsfelder der Software“
Sein Softwarekonzept sei keine Insellösung, sondern sehr übergreifend und breit ausgelegt. Das wäre, sagt er, enorm wichtig für die laufend veränderten Bedingungen im Datentransfer. „Wenn man bedenkt was ein Handy heute alles kann im Vergleich zu noch vor ein paar Jahren, sieht man, was da auf uns zukommt. Nur modular aufgebaute, nach allen Seiten offene Software wird zukünftig helfen“. Vernetzung und das automatische Zusammenspiel innerhalb der verschiedenen Softwaremodule sind die Schlüsselkompetenzen eines Farm-Management-Information-Systems für Christian Weik.